Ein Kommentar von DTB-Präsident Rainer Brechtken: Korruption und Skandale im internationalen Fußball, systematisches Doping in Russland und korrupte Funktionäre in der internationalen Leichtathletik. Seit Herbst letzten Jahres reißen die Enthüllungen nicht ab, fast täglich werden neue Schlagzeilen geliefert. Es ist gut, dass die Dinge ans Licht kommen und damit die Möglichkeit zur Aufarbeitung besteht, Konsequenzen zu ziehen.
Als Repräsentant des Turnens könnte ich mich natürlich zurücklehnen und auf die betroffenen Sportarten zeigen – mich geht es ja nichts an! Leider aber werfen die Vorkommnisse ein schlechtes Licht auf den gesamten Sport. Das macht mich wütend – auf die Skrupellosen da oben.
Was ist zu tun?
Auf der einen Seite müssen wir die Kontrollfunktionen in den internationalen Verbänden stärken und auch nutzen. Verfehlungen gehören geahndet, auch unter der Einschaltung von Behörden zur Strafverfolgung. Hier braucht man internationale Bündnispartner mit dem gleichen gesunden Menschenverstand und entsprechenden Wertvorstellungen.
Auf der anderen Seite müssen wir in der öffentlichen Wahrnehmung immer wieder deutlich machen, dass »unser Sport«, für den wir uns engagieren, ein anderer ist und eine viel größere Dimension besitzt. Es ist der Sport, der in unseren Vereinen seine Basis hat, wo Kinder an Bewegung und Spiel herangeführt werden. Es sind die sportlichen Talente, deren Förderung im Vordergrund steht. Jung und Alt, Männer und Frauen bewegen sich, um fit und gesund zu bleiben. Die soziale Gemeinschaft wird gelebt, indem sich Tausende freiwillig als Übungsleiter/in, Trainer/in und Organisatoren engagieren, um die Infrastruktur der Vereine zu sichern.
Der »wahre Sport« im Fokus
Diesen Sport in das Bewusstsein und in die öffentliche Wahrnehmung in alle gesellschaftlichen Bereiche zu transportieren, ist eine von vielen Aufgaben in unseren Sportverbänden. Wir nutzen dies seit über 150 Jahren mit unseren Turnfesten. Die nächste Gelegenheit ist 2017, wenn vom 3. bis 10. Juni das Internationale Deutsche Turnfest in Berlin stattfindet. Dort werden wieder über 80.000 aktive Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Woche lang demonstrieren, was den »wahren Sport« in unseren Vereinen ausmacht: das Nebeneinander von Leistungs-, Wettkampf-, Freizeit- und Gesundheitssport, die Bewunderung von Vorführungen, Shows und Choreografien der Vereinsgruppen, die gemeinsamen Feiern und besonderen Gruppenerlebnisse.
Dafür stehen wir und das ist die Motivation für unser bürgerschaftliches Engagement im Sport.
Ihr Rainer Brechtken
DTB-Präsident