Ein Kommentar von DTB-Präsident Rainer Brechtken: In den kommenden Wochen haben die Verantwortlichen in den Turn- und Sportvereinen wieder die vermeintlich „undankbare“ Aufgabe, die Mitglieder-Bestandserhebung in den Landessportbünden zu erstellen und die Vereinsmitglieder ihrer Abteilungen den jeweiligen Sportarten in den Listen der Landessportbünde zuzuordnen.
Bestandserhebung vereinfachen und vereinheitlichen
Von vielen als „unangenehmer Verwaltungsaufwand“ gewertet, stellt die jährliche Bestandserhebung für das Funktionieren des organisierten Sports eine wichtige Aufgabe dar.
Seit einigen Jahren laufen Bemühungen, die Bestandserhebung einfacher und bundesweit einheitlich zu gestalten. Ein Schritt ist dabei in den meisten Ländern gelungen mit den Möglichkeiten der online-Bestandserhebung. Ein zweiter Ansatzpunkt ist die Vorgabe von Kriterien für die Zuordnung von Bewegungsangeboten im Verein zu Sportarten und Fachverbänden in den Ländern.
Der Württembergische Landessportbund (WLSB) hat an dieser Stelle nach meiner Auffassung Pionierarbeit geleistet und praktiziert das Modell, dass jedes Vereinsmitglied einer Sportart und damit einem Fachverband zugeordnet wird. Auf dieser Basis wird ein Einheitsbeitrag für den WLSB, die Versicherung und für die Fachverbände erhoben. Eine ebenfalls vorbildlich funktionierende Lösung bietet Niedersachsen: Hier gibt es eine Liste von Bewegungsangeboten der Vereine, die den Sportarten bzw. den zuständigen Fachverbänden als Betreuungsgebiet zugeordnet werden. Entsprechend der zur Bestandserhebung vorliegenden Liste melden die Vereine ihre Mitglieder.
Dialog zwischen Spitzenverbänden und Landessportbünden
Auf Bundesebene im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) wird derzeit der Versuch unternommen, im Dialog zwischen Spitzenverbänden und Landessportbünden ein bundesweit einheitliches System in Anlehnung an die Modelle in Württemberg und Niedersachsen zu erarbeiten. Kern ist zunächst die Verständigung auf Sportarten in den Spitzenverbänden.
Welche Sportarten gehören zum Turnen?
Bei den Diskussionen in den entsprechenden Gremien ist mir aufgefallen, dass es innerhalb des Sports einige Informationsdefizite im Hinblick auf Organisationsstrukturen unseres Sportsystems und dessen historische Entwicklung gibt. So wird mit Staunen registriert, wie viele Sportarten unter dem Dach der Turnverbände vertreten sind. Deshalb will ich an dieser Stelle noch einmal verdeutlichen, welche Sportarten den Turnverbänden zuzuordnen sind.
Die traditionelle Domäne der Turnvereine und Turnabteilungen ist das Kinderturnen für die Jüngsten im Verein. Es ist eine der zentralen „Sportarten“ der Turnverbände. Auf Grund seiner vielseitigen Ganzkörperausbildung ist es geeignet, die Grundlagen für ein lebenslanges Sporttreiben in jeder anderen Vereinssportart zu liefern.
Die zweite große Schwerpunktsportart der Turnverbände ist die Gymnastik. Dabei deckt die Rhythmische Sportgymnastik als olympische Disziplin nur einen ganz geringen Teil ab. Die größte Verbreitung in den Vereinen hat die Gymnastik als Fitness- und Gesundheitssport unter ständig neu kreierten Namen und Marketing-Bezeichnungen, deren Basis jedoch immer die Gymnastik bleibt. Im Turner-Bund haben wir deshalb diese Vielfalt der Gymnastik unter der Marke „GYMWELT“ zusammengefasst, die Welt der Gymnastik.
Die Sportarten des olympischen Programms sind Gerätturnen Männer, Gerätturnen Frauen, Rhythmische Sportgymnastik und Trampolinturnen. Als nicht-olympische Sportarten gehören zu den Turnverbänden: Rhönradturnen, Aerobic, Orientierungslauf, Rope Skipping, Faustball, Prellball, Korbball, Korfball, Ringtennis, Indiaca, Völkerball, Schleuderball. Ergänzend kommen hinzu die turnerischen Mehrkämpfe, Gruppen- und Mannschaftswettkämpfe sowie das Musik und Spielmannswesen.
Schnittmengen sind vorhanden
Soweit zu den „Sportarten“ der Turnverbände für die Mitgliedermeldung der Vereine. Zur Frage der Gymnastik sei noch angemerkt: Natürlich ist uns Turnern klar, dass Skigymnastik in Skivereinen oder -abteilungen bei der Mitgliedermeldung zum Ski-Verband gemeldet werden, wie auch die Wassergymnastik in den Schwimmvereinen dem Schwimmverband zufällt. Über die jeweiligen „Schnittmengen“ werden wir uns unter den Verbänden schon einig werden.
Einig sind wir uns in einer wesentlichen Frage bereits jetzt: Alle Mitglieder im Verein müssen einer Sportart zugeordnet werden. Demnach entfällt künftig in der Mitgliedermeldung die Spalte „Sonstiges“ oder „Allgemeine Sportgruppen“, denn eine Sportart mit dieser Bezeichnung gibt es nicht. Dass es möglich ist, alle Vereinsmitglieder Sportarten zuzuordnen, beweisen die praxiserprobten Modelle in Württemberg und Niedersachsen.
Bestandserhebung ist eine verantwortungsvolle Aufgabe!
Vor diesem Hintergrund bitte ich die Mitgliederbestandserhebung als verantwortungsvolle Aufgabe im Verein zu betrachten.
In der letzten Ausgabe 2012 möchte ich an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen, mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ganz herzlich für ihr großes Engagement im Dienst der Turnbewegung auch in diesem Jahr zu bedanken. Ich wünsche Allen besinnliche Feiertage, einen angenehmen Jahreswechsel und alles Gute für das Turnfest-Jahr 2013!
(Text und Foto: Redaktionsservice DTB)