Wie spannend und begeisternd es sein kann, Traditionen zu pflegen, konnten alle erleben, die am zweiten Januar-Wochenende zur Meisterehrung und Neujahrsmatinee des Westfälischen Turnerbundes in die Landesturnschule Oberwerries gekommen waren. „Ich habe zum ersten Mal an einer Neujahrsmatinee des WTB teilgenommen und war vom Ablauf, den Beiträgen und den guten Gesprächen mit vielen Turnfreundinnen und Turnfreunden, die man lange nicht mehr gesehen hatte, begeistert", schrieb uns Dieter Buschulte vom Werler TV in einer Mail, die gleichzeitig als Lob für das Präsidium des WTB und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeit aus der WTB-Geschäftsstelle für die die Vorbereitung und Durchführung dieses ersten Highlights im neuen Jahr gelten kann.
Ehre, wem Ehre gebührt
Erster Höhepunkt dieses emotionalen Wochenendes war die Meisterehrung, bei der die erfolgreichsten Aktiven für ihre herausragenden Leistungen im zurückliegenden Sportjahr 2013 ausgezeichnet und gefeiert wurden. Und man konnte es an den Gesichtern der nahezu 200 geehrten Athletinnen und Athleten ablesen, wie sehr sie sich über diese Anerkennung freuten.
Von 11 bis 70 Jahren
Imponierend war dabei die Leistungsvielfalt, die bei dieser Ehrung sichtbar wurde. Denn die Meisterinnen und Meister kamen nicht nur aus 12 Fachgebieten, sondern auch aus allen Altersbereichen – angefangen bei elfjährigen Nachwuchstalenten bis hin zur Altersstufe der über siebzigjährigen Turnerinnen und Turnern. Ein Beispiel dafür, wie richtig es ist, sportliche Leistungen nicht nur an olympischen Medaillen festzumachen.
Die neue WTB-Vizepräsidentin Leistungssport, Ira Pechtel-Nondorf, brachte daher das Besondere dieser Meisterehrung auf den Punkt, als sie mit den Worten von John F. Kennedy feststellte: „Wann, wenn nicht jetzt! Wo, wenn nicht hier! Wer, wenn nicht wir!" Eine Aussage, die alle Geehrten als Motivation für das Sportjahr 2014 mitnehmen.
Die Besten der Besten 2013
An der Spitze stehen dabei die Aktiven, die als Beste der Besten eine Sonderehrung erfuhren.
- Melanie Hirsch (Fachgebiet Mehrkämpfe) vom TuS Ferndorf als Turnerin des Jahres
- Eric Lloyd Hinrichs (Fachgebiet Gerätturnen) vom TZ Bochum-Witten als Turner des Jahres
- Heidi Berger (Fachgebiet Trampolinturnen) von der SV Brackwede als Trainerin des Jahres
- Danny Thiele (Fachgebiet Indiaca) vom CVJM Kamen als Trainer des Jahres
- Die SG Suderwich (Fachgebiet Ringtennis) als Mannschaft des Jahres
Gerda Krell geehrt
Darüber hinaus wurde die langjährige Oberturnwartin des Münsterländer Turngaues, Gerda Krell, für ihre jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement mit diesem Sonderpreis ausgezeichnet. Zu Tränen gerührt nahm sie aus den Händen von Ira Pechtel-Nondorf den Kristallwürfel entgegen und nahm anschließend geduldig die zahlreichen Glückwünsche zu dieser Ehrung entgegen.
Zukunftsweisende Neujahrsmatinee
Dass der Westfälische Turnerbundes nicht nur mit seinen sportlichen Leistungsträgern gut aufgestellt ist, sondern auch bei seinen Partnern aus Sport, Wirtschaft und Politik großes Ansehen genießt, zeigte sich einmal mehr bei der Neujahrsmatinee. So freute sich WTB-Präsident Manfred Hagedorn, viele Ehrengäste begrüßen zu können, für die hier stellvertretend die Vizepräsidentin des Deutschen Turner-Bundes, Frau Maike Tietjens, der Präsident des Rheinischen Turnerbundes, Herr Wolfgang Wirtz, der Geschäftsführer des Behindertensportverbandes Nordrhein-Westfalen, Herr Herbert Kaul, die Bürgermeisterin der Stadt Hamm, Frau Ulrike Wäsche, sowie der Vizepräsident des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe, Herr Jürgen Wannhoff, genannt seien.
In den Grußworten der Ehrengäste war immer wieder von einer gedeihlichen Zusammenarbeit mit den Turnern die Rede, die man gerne fortsetzen möchte.
„Bleiben Sie frisch und munter und aktiv in Bewegung, lautete deshalb der gemeinsame Wunsch der zahlreichen Gäste für das neue Jahr.
Akademisch humorvoll: Vortrag von Dr. Knigge
Damit war das Stichwort für den Sportwissenschaftler Dr. Helge Knigge von der Deutschen Sporthochschule Köln gegeben, der über die Heilkraft von Sport und Bewegung referierte. Und das in einer Weise, die man bei Akademikern nicht allzu oft erlebt. Denn seine kompetenten Ausführungen waren mit einem Humor gewürzt, der immer wieder die Lachmuskeln in Bewegung brachte und zum Schluss für einen begeisterten und lang anhaltenden Applaus sorgte.
Ausgehend von der Frage, wie der Mensch in Bewegung komme, machte uns Dr. Knigge deutlich, dass wir viele Feinde haben und durch die Technisierung des alltäglichen Lebens zu einem „homo informaticus" verkommen seien, der sich noch nicht einmal 100 Meter pro Tag zu Fuß fortbewege. Das Lifestyle-Paradox laute daher: Nahrung garantiert – Bewegung nicht existent. Eine solche Bewegungslosigkeit führe aber zu einem „Schockaltern", dem wir mit allen Kräften entgegen wirken müssten. Nur einfach alt werden, reiche nicht. Bewegungskompetent altern müsse das Ziel sein. Oder turnerisch ausgedrückt: Turne bis zur Urne!
Mit überzeugenden Forschungsergebnissen zeigte Dr. Knigge dabei auf, wie wir Bewegung bis ins hohe Alter generieren und damit unser Leben mobil und autark führen können.
Die positiven Effekte von Bewegung wie beispielsweise die bessere Blutversorgung des Herzens, die Erhaltung des Muskelprofils, der Stressabbau oder die verstärkte Synapsenbildung im Gehirn sind dabei hinreichend bekannt. Wir müssen deshalb eigentlich nur umsetzen, was wir alles schon wissen. Was für uns als WTB bedeutet, dass wir vermitteln müssen, welche Formen von Bewegung uns ein langes Leben in körperlicher, geistiger und seelischer Gesundheit ermöglichen. Intensives Leistungstraining sei dabei ebenso falsch wie Schonen. Es reiche schon der tägliche Spaziergang. Deshalb komme dem oftmals belächelten Wandern eine hohe Bedeutung zu, weil wir Menschen von Natur aus Geher seien.
Und so beendete Dr. Knigge seine Ausführungen mit der Aufforderung, „Bewegungsrezepte" zu vermitteln, die einfache und natürliche Bewegungsformen beinhalteten. Denn Bewegung sei das beste Medikament gegen das Altern, weil es kein Verfallsdatum habe.
In den beiden sich anschließenden Talkrunden kam zum Ausdruck, dass wir schon gute Bewegungskonzepte entwickelt haben und vieles richtig machen. Allerdings müssen wir mit diesen „Pfunden" besser nach außen hin wuchern, damit die Menschen davon erfahren.
Auszeichnung der Vereins-Festschriften
Den Abschluss der Neujahrsmatinee bildete die traditionelle Auszeichnung von Festschriften, die von den Vereinen und Turngauen zu besonderen Jubiläen erstellt werden. Diesmal konnte der Kulturausschuss des WTB die Festschriften von drei Vereinen – TV Eichen von 1888 e.V.; TV 1888 Warstein e.V. und TSV Fichte Hagen von 1863 e.V. – sowie vom Hellweg-Märkischen Turngau e.V. auszeichnen.
Allen vier Festschriften ist gemeinsam, dass sie in Wort und Bild das lebendige turnerische Geschehen in ihren Vereins- und Gaugruppen in besonders einprägsamer Weise dargestellt haben.
Beeindruckende Vorführungen
Bleibt zum Schluss der Dank an alle, die zum Gelingen dieser beiden festlichen Tage beigetragen haben: Den Gymnastinnen vom RSG-Stützpunkt und der DTB-Turntalentschule Schwerte unter Leitung von Swetlana Dehn, der ExtraTurn.-Showgruppe der Westfälischen Turnerjugend unter Leitung von Jens Kirschbaum sowie der Jazz Combo vom Gymnasium Hammonense unter Leitung von Marcus Hawel. Und nicht zu vergessen die Mitglieder des WTB-Präsidiums sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der WTB-Geschäftsstelle die vor und hinter den Kulissen so viel Fröhlichkeit ausgestrahlt haben, dass die Vizepräsidentin des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen beim Begrüßungskaffee sagte: „Es ist schön, in eine Veranstaltung zu kommen, wo alle einen anlächeln." Ein guter Vorsatz
für das vor uns liegende neue Jahr!
(Text: H.-J. Dörrer; Fotos: K. Bessmann-Wernke, H.-J. Dörrer)