Bei der 30. Auflage des DTG-Pokals hieß es zusammenrücken: Mehrere Sporthallen sind seit einiger Zeit von Flüchtlingen belegt, andere wegen Konstruktionsfehlern in der Hallendecke geschlossen. Dass dieser Traditionswettkampf am 3./4.Oktober trotzdem über die Bühne gehen konnte, war dem Organisationstalent und Engagement des Ausrichters zu verdanken.
Ausweichen und Zusammenrücken war angesagt
Mit dem Goethe-Gymnasiums als NRW-Sportschule hatte die Dortmunder Turngemeinde einen Ausweichstandort gefunden.
Das Zusammenrücken betraf aber auch das Wettkampfprogramm, bei dem drei Wettkämpfe teilweise auch gleichzeitig stattfanden – was nicht nur die Auswertung erschwerte und zu einer ermüdenden Siegerehrung führte.
WTB-Nachwuchsmeisterschaften Gerätturnen Frauen
Die Nachwuchsmeisterschaften der westfälischen Turnerinnen in den Altersklassen 7 bis 10 standen im Mittelpunkt des ersten Wettkampftages. Insgesamt 43 Turntalente stellten sich dem vom DTB vorgegebenen AK-Programm an den Geräten und wurden zusätzlich in zwei athletischen und technischen Normen überprüft. Hier war nicht nur die rückläufige Teilnehmerzahl enttäuschend. Auch das Leistungsniveau ließ mit wenigen Ausnahmen zu wünschen übrig. Wenn bei der Überprüfung der ausgewählten athletischen Normen reihenweise nicht einmal ein Punkt geschafft wird, ist die Frage erlaubt, was in den Vereinen eigentlich trainiert wird. Die Turnerinnen der KTV Detmold waren wie schon beim Leistungsvergleich in der ersten Jahreshälfte sowohl in der Einzelwertung (3 x Gold und 1 x Silber) wie auch in der Projektwertung (2 x Gold, 1 x Silber und 1 x Bronze) wieder eine Klasse für sich. In diese Phalanx konnte nur Enja Sandt (KTV Dortmund) als Siegerin der AK 8 einbrechen, die zusammen mit Nina Häner und Carolina Stein auch die Projektwertung gewann.
DTG-Pokal
Dass es für die AK-Turnerinnen der Nachwuchsmeisterschaften bei der Siegerehrung auch noch eine Pokalwertung gab, bei der ausschließlich die Ergebnisse des Gerätevierkampfes zählten, sorgte für allgemeine Überraschung. Denn es standen – wenn auch teilweise in anderer Reihenfolge – dieselben Turnerinnen auf dem Siegerpodest, die erstaunt waren, dass sie mit Pokalen geehrt wurden, während beim höherwertigen Meisterschaftswettkampf die Medaillen ausgeblieben waren. Eine besondere Ehrung erhielten die Turnerinnen, die zum Landeskader 2015 gehören: Sie bekamen ein von der Firma Bänfer gesponsertes T-Shirt.
Zu einem Höhepunkt des DTG-Pokals wurden dann die beiden Kürwettkämpfe im Junioren- und Seniorenbereich. In der Jugendklasse war erwartungsgemäß die zweifache Deutsche Jugendmeisterin Kristina Iltner (KTV Detmold) nicht zu schlagen. Trotz zweier Fehler dominierte sie den Wettkampf eindeutig und zog insbesondere mit ihren Übungen am Balken und Boden die Zuschauer auf ihre Seite. Bei den älteren Turnerinnen blieb erneut Silvie Wentzell (VTB-Siegen) ungeschlagen. Ohne Patzer kam die dynamische 39jährige Lehrerin durch ihr Programm. „Wo sie das hernimmt?! Silvie ist und bleibt ein Phänomen“, schüttelte selbst Trainer Gerd Peter ungläubig den Kopf.
WTB-Mannschaftsmeisterschaften
Der zweite Wettkampftag machte deutlich, wohin die Reise des Frauenturnens in den westfälischen Vereinen geht: Vier Mannschaften im Kürwettkampf (Code de Pointage) standen neun Mannschaften in den Leistungsklassen 1 und 2 (modifiziertes Kürprogramm) gegenüber. Besonders spannend war dabei der Ausgang im Kürbereich AK 12-15, wo die KTV Dortmund mit der Winzigkeit von 0,50 Punkten dem BTW Bünde das Nachsehen gab.
Diese Zwei-Klassen-Gesellschaft zeigte sich auch in der Einzelwertung. Während sich am ersten Wettkampftag immerhin noch 14 Turnerinnen den international gültigen Küranforderungen stellten, gab es im LK-Bereich einen Ansturm von 63 Aktiven, die um Sieg und Punkte kämpften. So erfreulich diese Zahl für das breitensportlich orientierte Gerätturnen ist, so ernüchternd ist die Bilanz im spitzensportlichen Wettkampfbereich, wo Kristina Iltner (neben der derzeit verletzten Theresa Geyer) für den WTB derzeit die einzige DTB-Kaderturnerin auf weiter Flur ist.
(Text und Fotos: Hans-Joachim Dörrer)