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Vom 6. - 8. Juli 2018 fand im Turnzentrum Bochum die Turn-WM in den Sportarten Gerätturnen und Rhythmische Sportgymnastik für Menschen mit Downsyndrom statt. Hans-Joachim Dörrer, Leiter des Turnzentrums Detmold, besuchte die Veranstaltung und ließ sich mit vielen Emotionen und tollen Momenten davon überzeugen, dass Downsyndrom und Sport sich nicht ausschließen. Hier sein Erfahrungsbericht.

Down-Syndrom und Sport – geht das überhaupt? Und dann auch noch eine Weltmeisterschaft in so komplexen Sportarten wie Gerätturnen und Rhythmischer Sportgymnastik?

Auch ich hatte Zweifel, als ich von dieser Weltmeisterschaft erfuhr, die vom 6. bis 8. Juli im Turnzentrum Bochum stattgefunden hat. Zweifel, die durch das Programmheft noch verstärkt wurden, wo Down-Syndrom als eine bei Menschen vorkommende angeborene Kombination verschiedener geistiger Behinderungen und körperlicher Fehlbildungen beschrieben wird, die durch eine Genommutation verursacht wird, bei der das gesamte Chromosom 21 oder Teile davon dreifach vorhanden sind – weshalb man auch von Trisomie 21 spricht.

Sport hilft, im Leben besser zurecht zu kommen

Die Folgen sind nicht nur geistige Einschränkungen sondern auch Beeinträchtigungen im sensorischen und/oder motorischen Bereich, die in unterschiedlichen Graden auftreten. Aber gerade wegen dieser Störungen in der Körperselbst- und Bewegungswahrnehmung ist die Förderung körperlicher Aktivitäten für diese Menschen hilfreich, um in allen Lebensbereichen besser zurecht zu kommen, entgegnet mir Trevor Low, der Event-Manager für die internationalen Sportwettkämpfe, die vom Weltverband Sports Union for athletes with Down-Syndrom (SU-DS) veranstaltet werden. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, den Sport für Sportler mit Down-Syndrom auf hohem Niveau weltweit zu fördern.“

Folgende Sportarten werden aktuell von der SU-DS in Unterverbänden gefördert: Leichtathletik, Fußball, Basketball, Judo, Skilauf alpin, Schwimmen und Synchronschwimmen, Tischtennis und Tennis. Gerätturnen und Rhythmische Sportgymnastik sind als jüngste Sportarten seit 2012 dabei. Und Trevor Low fügt mit leuchtenden Augen hinzu: „Ich freue mich sehr, dass wir dieses Mal im Turnzentrum Bochum bei meinem Turnfreund Dietrich Spiegel sein können. Es ist alles bestens hergerichtet und wir werden tolle Leistungen zu sehen bekommen.“

Viel Emotionalität

Und so war es dann auch. Kam ich schon beim Training aus dem Staunen nicht heraus, schlug meine anfängliche Skepsis während der Wettkämpfe zunehmend in Begeisterung um. Die Emotionalität, mit der die Downies an den Geräten agierten, war geradezu umwerfend. Was für Trevor Low nicht ungewöhnlich ist: „Menschen mit Down-Syndrom haben besondere Fähigkeiten im Bereich des sozialen und emotionalen Verhaltens, was bereits im Kleinkindalter zu beobachten ist. Mit diesen Stärken, die häufig zu einer aufgeweckten Stimmungslage führen, können sie ihre Schwächen wettmachen, was auch den Trainern hilft, geduldig und freundlich mit diesen Menschen zu arbeiten.

Von Akrobatik bis zu Flick-Flack

Dieser herzliche Umgang miteinander kam in den Wettkämpfen immer wieder zum Ausdruck, wo insbesondere die Turnerinnen nach ihren Übungen vor Freude ihren Betreuern in die Arme sprangen. Davon ließen sich auch die zahlreichen Zuschauer anstecken, die den Downies bei ihren Bodenübungen frenetisch Beifall spendeten. Wozu sie auch allen Anlass hatten, da sie nicht nur ausdrucksstarke Vorträge zu sehen bekamen, sondern auch gelungene Akrobatik, die sogar bis zu Flick-Flacks ging.

Gute Bewegungstechnik, tolle Körperspannung

Dem wollten natürlich die Männer nicht nachstehen, die an den Griffgeräten mit dem zusätzlichen Handicap zu kämpfen haben, dass Downies mit kleineren Händen geboren werden. Aber davon war im Wettkampf nichts zu spüren. Ganz im Gegenteil: Es war verblüffend zu sehen, mit welcher guten Bewegungstechnik und Haltung die Übungen an allen Geräten vorgetragen wurden. „Eine solche Körperspannung haben wir nicht erwartet“ lautete das einhellige Lob der Kampfgerichte, die vom Westfälischen Turnerbund gestellt wurden.

„Es ist normal, verschieden zu sein!“

So wird diese TURN-WM allen, die an den drei Wettkampftagen den Weg ins Turnzentrum Bochum gefunden haben, in nachhaltiger Erinnerung bleiben. Wofür sich die Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt in Nordrhein-Westfalen, Andrea Milz, als Schirmherrin bei den Aktiven wie auch bei den Organisatoren bedankte, „weil sie den Mut gehabt haben, dieses sportliche Ereignis mit seinen besonderen Herausforderungen auszurichten“. Und so sollten wir uns die folgenden Worte zu Herzen nehmen, die Andrea Milz in ihrem Grußwort geschrieben hat: „Es ist normal, verschieden zu sein! Eine Gesellschaft ohne die Menschen mit Behinderungen wäre nicht vollständig. Vielfalt steht uns gut.“ Diese TURN-WM hat es bewiesen!

(Text:/Foto: H.-J. Dörrer)

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